GEHEN BEWEGT

Ich komme gerade von einer wunderschönen 2tägigen Bergtour im Pflerschertal zurück und möchte einige Gedanken zum Gehen mit dir teilen. Ich liebe es, meinen Körper zu bewegen: Radfahren, Schwimmen oder Yoga … aber am allerliebsten ist mir doch das Gehen. Gehen ist für uns Menschen die natürlichste Fortbewegungsart. Wir sind immer schon gegangen. Das Nomadentum steckt sozusagen immer noch in unseren Genen. Ich staune immer wieder, welche Strecken an einem Tag bewältigt werden können, wie weit und hoch mich meine Füße tragen.

Ich persönlich nehme beim Gehen die Umgebung und auch mich selbst viel intensiver wahr.
Ganz nach dem Zitat von Goethe:

„Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.“

Pilgern, eine besondere Form des Gehens

Diesen Mai war ich einige Tage mit einer Gruppe auf dem Pilgerweg Francigena in der Toscana unterwegs. Pilgern ist für mich eine besondere Form des Gehens. Verbunden vor allem mit einer inneren Haltung, mit der ich mich auf den Weg mache. Mit der Absicht neben der Außenschau auch einer Innenschau Raum zu geben. Ich nehme mich selbst und meinen Körper bewusster wahr und öffne mich dem, was sich gerade im Außen oder auch im Inneren zeigt. Beim Pilgern reduziert sich alles auf das Wesentliche. Es fehlen die vielen Ablenkungen des Alltages. So lässt mich das Gehen viel präsenter werden. Das Wesentliche wird auch sichtbar, was jemand im Rucksack mit sich trägt. Was brauche ich alles? Wieviel schleppe ich mit mir herum? Darf ich es mir leicht machen? Pilgern ist somit für mich auch eine Metapher für die eigene Lebensführung.

Auch zeigt sich schnell, wie jemand an neue Situationen herangeht. So können sich Ängste und Zweifel genauso zeigen, wie Vertrauen und Mut. Viele Menschen gewinnen durch das Gehen Selbstvertrauen und Selbsterkenntnis. Eine Pilgerwanderung berührt und verändert.

Wenn ich dich neugierig gemacht habe, dann bist du herzlich zu meiner nächsten Pilgerwanderung im November auf dem Jakobsweg im Vinschgau eingeladen. Hier der Link: Jakobsweg Vinschgau

Gehen und Gesundheit

Gehen ist für unseren Körper sehr gesund. Laut wissenschaftlichen Studien sind 30 Minuten tägliches Gehen an der frischen Luft ausreichend. Gehen wirkt sich positiv auf unseren Kreislauf aus, die Sauerstoffsättigung im Blut nimmt zu, die Konzentrations- und Gedächtnisleistung erhöhen sich, es stärkt das Immunsystem, wirkt antidepressiv, kräftigt die Muskeln, kurbelt den Stoffwechsel an, baut Stress ab, schüttet Glückshormone aus, … das alles kann Gehen bewirken 🙂

Achtsames Gehen

Eine wunderschöne Möglichkeit ist es achtsam zu gehen. So wird das Gehen zu einer Meditation. Achtsames Gehen beruhigt, stärkt deine Sinne und lässt dich bewusster wahrnehmen. Gerne stelle ich dir einige Übungen des Achtsamen Gehens vor:

Gehen und Atem: Verbinde deine Schritte mit deinem Atemrhythmus: Du kannst z.B. 3 oder 4 Schritte lang einatmen und 3 oder 4 Schritte lang ausatmen (finde deinen eigenen Rhythmus). Bei der Ausatmung kannst du auch einen Schritt mehr hinzufügen, um deine Lungen vollständig zu leeren.

Barfuß gehen: Als Kind war ich meistens barfuß unterwegs, jetzt habe ich wieder damit begonnen. Zieh deine Schuhe wieder mal aus und gehe in direktem Kontakt mit der Erde. Probiere dies auf verschiedenen Untergründen. Suche dir einen weichen Moosboden, einen erdigen Weg oder auch einen mit etwas Kies. Nimm bewusst wahr, wie du deine Fußballen aufsetzt, abrollst und wieder zum nächsten Schritt ausholst.

Deine Sinne stärken: Du kannst beim Gehen deine Umgebung mit all deinen Sinnen viel achtsamer wahrnehmen, indem du dich auf deine verschiedenen Sinne fokussierst. Achte eine Zeitlang nur auf die Farben, die du siehst. Nimm bewusst das Grüne des Waldes in dich auf, das Blau des Himmels, die leuchtenden Farben der Blumen. Anschließend richte deine Aufmerksamkeit für einige Minuten, nur auf das was du über deine Ohren wahrnimmst. Welche Geräusche kannst du hören? Lausche den Tierstimmen, vielleicht nimmst du das Rascheln der Blätter im Wind wahr? Genauso setzt du dann auch deinen Geruchssinn einsetzen. Nimm den Duft der Umgebung in dich auf. Rieche an einer Blume, an einer Baumrinde …
Durch diese Übungen stärkst du deine Sinne, nimmst deine Umgebung viel intensiver wahr und bist im Hier und Jetzt präsent.

Vielleicht hast du nun auch ja Lust bekommen, dich wieder mehr zu Fuß auf den Weg zu machen. Ich freue mich auf alle Fälle auf deine Kommentare und Erfahrungen 🙂