WARUM SAGST DU JA, WENN DU NEIN MEINST?
Letzten Adventssonntag hatte ich wieder meine Live-Radiosendung bei Radio 2000 diesmal mit dem Thema „Warum sagst du ja, wenn du nein meinst“ … Ein Thema das mich selbst in den letzten Tagen intensiv beschäftigt hat. Ich habe mich dabei ertappt ja zu sagen, obwohl es für mich nicht stimmig war. Passiert dir das auch manchmal oder vielleicht sogar öfters?
Ich weiß, es ist nicht immer leicht ist, diese stimmige Antworten sofort griffbereit zu haben. Deshalb möchte ich dir in diesem Beitrag einige Tipps geben, die ich nun auch selbst praktiziere ?.
Ein stimmiges ja zu mir ist ein ja zur Selbstliebe. Denn damit achte und respektiere ich mich.
Selbstliebe bedeutet für mich:
Ja zu meinen Bedürfnissen.
Ja zu dem, was mir wichtig ist.
Ja zu dem, was ich liebe.
Ein jedes Ja zu etwas beinhaltet auch immer ein Nein zu etwas anderem:
Nein zu dem was ich müsste und sollte.
Nein zu Unwichtigem.
Nein zu dem, was mich nicht mehr erfreut.
Besonders in der Weihnachtszeit bekommt der Ausdruck der Liebe, vor allem zu anderen Menschen wieder vermehrt seine Geltung. Wieso sollst du dir dieses Geschenk der Liebe nicht selbst geben?
Warum fällt es so schwer, nein zu sagen?
Um etwas in unserem Verhalten zu verändern, ist es nützlich zu wissen, warum es einem oft so schwer fällt nein zu anderen zu sagen und ja zu sich.
Zum einen haben wir das Nein-Sagen nicht gelernt. Es wurde uns anerzogen brav, nett, hilfsbereit und angepasst zu sein. Dieses Verhalten wurde in der Familie belohnt, gegenteiliges Verhalten oft bestraft mit Liebesentzug oder anderen Konsequenzen. In der Gesellschaft gilt jemand, der seine eigenen Anliegen in den Vordergrund stellt schnell als egoistisch und rücksichtslos.
Zum anderen haben wir Angst. Angst jemanden zu verletzten, jemanden zu verlieren, Angst rücksichtlos zu gelten, Angst vor Konflikten, Angst vor Zurückweisung, Angst eine Chance zu verpassen. Viele dieser Ängste sind überhaupt nicht berechtigt.
Wenn wir uns an der Bibel orientieren würden, müsste die Selbstliebe an vorderster Stelle stehen. Jesus sagte: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Einen Satz den wir verinnerlichen sollten. Die Selbstliebe ist gleich wichtig, wie die Nächstenliebe. Häufig haben wir andere Glaubenssätze, die unser Handeln leiten: Ich muss es allen recht machen! Ich bin ein hilfsbereiter Mensch! Nur wenn ich für andere da bin, werde ich geschätzt! Wir brauchen also keine Selbstaufopferung und Selbstaufgabe zu betreiben, sondern wir dürfen uns erlauben, uns selbst zu achten, zu respektieren und zu lieben.
Hilfreiche Glaubensätze die dich unterstützen:
Ich nehme mich selbst wichtig!
Ich respektiere mich und meine Zeit!
Ich darf gut auf mich achten!
Es ist mein Recht, nein zu sagen!
Ich bin wertvoll!
Du kannst dir einen dieser Glaubensätze aussuchen oder einen selber formulieren. Wiederhole ihn immer wieder. Damit wirst du deine innere Einstellung grundsätzlich verändern. Und du wirst dein Handeln danach orientieren.
Entscheide dich für dich!
Wir haben jeden Tag haben viele Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen, bei welchen wir wählen können, ob wir unserem Herzen folgen, oder nicht. Wir sagen zu oft ja zu etwas, obwohl wir nein meinen. Wir sagen ja, weil es sich gehört, weil es von uns erwartet wird, weil wir uns verpflichtet fühlen, weil wir Konflikte vermeiden wollen, weil wir Angst haben…. und sagen ja, obgleich wir es anschließend bereuen.
Ein ja zu Unwichtigem ist immer ein nein zu Wichtigem.
Finde für dich heraus, was für dich wichtig ist. Vergleiche dich nicht mit anderen. Was für den einen existenziell ist, kann für ich bedeutungslos sein. Achte auf deine Bedürfnisse und deine Werte. Nimm dich ernst. Lebe dein eigenes Leben. Alles andere äußert sich in Frust und Unzufriedenheit.
Wie kannst du stimmige Entscheidungen treffen?
Achte bei deinen Entscheidungen darauf, ob sie sich gut anfühlen und deinen momentanen Bedürfnissen entsprechen. Eine Entscheidung ist immer dann stimmig, wenn du das, was du fühlst auch tust. Also ja sagen und ja fühlen & denken. Wenn du ja sagst und nein denkst, bist du nicht stimmig.
Mit dieser Übung lernst du dich bewusst zu entscheiden:
- Nimm ein paar tiefe Atemzüge.
- Schließe deine Augen und spüre in dich hinein.
- Stelle dir vor, wie du in einer Situation Ja sagst und fühle in dich hinein. Nimm dein Bauchgefühl wahr. Wie ist es?
- Nun stelle dir vor, wie du in einer Situation Nein sagst. Wie fühlt sich das an?
- Spüre die Unterschiede zwischen beiden Varianten.
- Welche dieser Möglichkeiten fühlt sich gerade jetzt stimmiger für dich an?
- Entscheide dich und teile es mit oder mache es.
Wenn du möchtest, probiere in der Adventszeit als Zeichen deiner Selbstliebe jeden Tag mindestens eine Entscheidung stimmig zu treffen. Je öfter, du das praktizierst, desto besser lernst du dich und deine Bedürfnisse kennen. Umso mehr wirst du dich schätzen und achten und deine Selbstliebe wird wachsen und wachsen.
Deine Susanne